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Zum Heulen - Minister und Wölfe

2017 Zum Heulen – Minister und Wölfe
Ein Rudel Umweltminister versucht, Klartext zum Thema Wolf zu sprechen. Man spricht vom
Erfolg für den Artenschutz und auch für die Landwirtschaft. Nur, welche ökologische Weitsicht und
Erkenntnis will man uns hier vermitteln?
Bei Landwirtschaft denke ich an großflächige Monokulturen – Silomais. Raps, extrem dicht gesäter
Weizen, Zuckerrüben etc. – die ökologisch unter den Begriff Agrarwüste fallen; Agrarsteppe wäre
schon geschmeichelt. Wenn Wölfe die abgeernteten „Agrarsteppen“ queren (müssen), spricht dies
nicht unbedingt für einen ökologischen Erfolg moderner Landwirtschaft, eher für erfolgreiche
Ausräumung von Landschaft. Wölfe müssen diese Ödflächen passieren, sie können nicht anders
wollen sie von A nach B gelangen. Die Republik ist im Übermaß „gesegnet“ mit diesen ökologisch
degradierten Großflächen, geschunden durch übermäßigen Einsatz von Mineraldünger und
Pestiziden und die Verwendung überdimensionierter landwirtschaftlicher Maschinen, deren
Bestimmung die Erzeugung irreversibler Bodenverdichtungen zu sein scheint.
Die monokulturell ausgeräumte Landschaft bietet allenfalls als Maisacker einigen wenigen
Tierarten Deckung und Nahrungsgrundlage: Maiszünsler, Schwarzwild, ggf. Rot- und Damwild
sowie dem Wolf. Für Insekten, Amphibien und Reptilien sind Monokulturen wirkliche Wüsten,
damit „No go areas“ für die meisten Vogelarten, sprich „Stummer Frühling“ für viele Vogelarten.
Kurzum, moderne auf Säule I der EU-Agrarpolitik basierende Landwirtschaft ist ökologisches Desaster!

 

Die endlich aufkommende Diskussion über das Insektensterben ist ein trauriges Zeugnis hierfür.
Erfreulicherweise existieren in der Republik noch Restbestände von Landschaften und
Landschaftsteile, die nicht vollkommen denaturiert sind, also Deckung und Nahrung bieten auch für
den Wolf. Der Wolf als opportunistische, höchst anpassungsfähige Art nutzt letztlich jede Art von
Landschaft, selbst abgeerntete Mais- oder Rapsflächen und auch Asphaltstraßen, auf denen es sich
zügig läuft.
Die Meinung der versammelten Landesumweltminister, der Wolf sei eine Bereicherung der
Landschaft und Kultur kann man gelten lassen. Besser ein Wolf (oder auch mehrere) beim
Überqueren eines gehäckselten Maisackers als Allrad fahrende Jagdscheininhaber auf
empfindlichen Waldwegen.
Ein Minister schlägt gleich ziemlich harte Töne an,“Wir müssen gegen auffällige Wölfe vorgehen.“
Vorgehen? Gegen wen will man hier vorgehen? Man geht gegen Straftäter vor. Allein die Wortwahl
passt mir nicht. Und, wir gehen gegen Wölfe schon lange vor. Annähernd 200 getötete Exemplare
auf dem Boden unserer Republik dokumentieren eine unübersehbare Situation!

 

Der Wolf in der Bundesrepublik ist eine ökologische Bereicherung, die auch endlich zur Fitness
seiner Beutetiere beiträgt, im Gegensatz zur meist auf Trophäe fixierten Jägerschaft, von der
allenfalls 10% etwas anfangen können mit dem Begriff „dynamisches Gleichgewicht“, die
restlichen 90% verharren im statischen Gleichgewicht.
Weltweit zeichnet sich der Wolf, Canis lupus L. 1758, durch eine enorme Anpassungsfähigkeit aus;
ohne diese hätte aus dem Wolf niemals der Hund, erst später zu Recht als Haushund bezeichnet,
werden können.
Wenn der frei lebende Wolf – sei er einzeln oder als Trupp (Rudel o. ä.) – auf Schafe in schlecht
gesicherten Koppeln oder auf getüderte Schafe trifft, wäre er kein Wolf, wenn er nicht versuchte,
(leichte) Beute zu machen. Da gekoppelte Schafe bei Angriff durch Hund oder Wolf sich
zusammendrängen ist es letztlich zwangsläufig, dass vom Wolf (oder Hund) mehrere Schafe
gerissen werden, denn die „Instinkthandlung“ Beutegreifen dominiert Sättigung (Hungerstillen).
Und schon mutiert der Beutegreifer Wolf aus menschlicher Sicht zum Problemwolf, hat er sich
doch nicht an die menschliche Sichtweise „Ein einziges Schaf noch tolerierbar, ab zwei und mehr
Schafen ist der Wolf oder das Rudel ein Problem“, selbst wenn der Herdenschutz (intakte und
allseitig geschlossene Zäune, Herdenschutzhunde etc.) unzureichend war/ist.
Und schon wimmelt die Region von Problemwölfen. Noch schlimmere Problemwölfe sind
diejenigen, die sich in der Nähe menschlicher Siedlungen blicken lassen, möglicherweise gar bei Tageslicht. Problemwölfe sind natürlich auch jene, die unzureichend Respekt vorm Menschen
zeigen. Der einzige in diese Kategorie fallende war der Jungwolf MT6 aus dem Munsteraner Rudel,
der wahrscheinlich durch BW-Angehörige angefüttert worden wurde. Seine Vorgänger waren auf
dem Truppenübungsplatz Munsterlager Wildschweine, die durch Essensreste biwakierender
Soldaten sehr vertraut wurden. MT6 hat seine Vertrautheit nicht überlebt; ob er ein wirklicher
Problemwolf war, sei dahingestellt.
Nichts gegen Umweltminister, aber da sie qua Amt eine Unmenge an Aufgaben zu beurteilen und
zu erledigen haben, sollten sie die Definition „Problemwolf“ ihren Fachreferenten und den Experten
anerkannter Umweltorganisationen zugestehen. Und wenn denn ein Wolf als „Problemwolf“
anerkannt worden ist, sollte die Entnahme (Sprich: Abschuss) wirklichen Experten aus der Forstbzw.
Ministerialverwaltung übertragen werden.
Fatal wäre es, den ggf. notwendigen Abschuss Mitgliedern der Landesjägerschaft zu übertragen;
diese wären aufgrund mangelnden Hintergrundwissens einfach überfordert, würden vielleicht einen,
aber mit hoher Wahrscheinlichkeit den falschen Wolf schießen.
Der Staat und die Gesellschaft sind in der Verantwortung den Zahmtierhaltern einen vernünftigen
Herdenschutz finanziell zu ermöglichen. Sowie Verluste durch Beutegreifer unbürokratisch und
zügig zu ersetzen.Volkswirtschaftlich ist das locker zu stämmen.
Statt skandinavische Wolfexperten mit Gummigeschossen kostenintensiv und unter Einsatz
motorisierter Technik durch den Boden und Luftraum der Republik zu schicken,sollte man bei den
Samen nachfragen, wie man mit Beutegreifern Geld verdienen kann.
Schlussbemerkung: Wolf und viele andere Carnivoren werden als Raubtiere bezeichnet. Die
Bezeichnung Raubtier ist Unsinn, denn: Beutegreifer (vom Goldhähnchen bis zum Steinadler, von
der Zwergspitzmaus bis zum Amurtiger) töten andere Tiere, um selbst überleben zu können. Raub
ist ein juristischer Begriff, der einzig auf die Krone der Schöpfung, den Menschen,, Homo sapiens
L. 1758, zutrifft, der sich durch Raub bereichert. Man zeige mir einen reichen Wolf!

Unvorstellbar hohe Summen werden wir in der Zukunft für den Umweltschutz aufbringen müssen.

Dazu gehören auch Kosten, die durch den Wolf entstehen.

Aber ein großes Stück Lebensqualität rückt wieder etwas näher an uns heran.....


Emil u. Shang 22. Nov. 2017