ULRICH WOTSCHIKOWSKY (1940 – 2019)
Am 30. August verstarb nach schwerer Krankheit der international renommierte Wildbiologe Ulrich Wotschikowsky.
Der diplomierte Forstwirt war ab 1973 stellvertretender Leiter des Nationalparks Bayerischer Wald (Schwerpunktaufgabe: Wildtiermanagement), quittierte allerdings wegen Meinungsunterschieden 1978 den Staatsdienst, denn Angepasstheit war nicht sein Ding. Nach kurzem Intermezzo bei einer in Hamburg erscheinenden Jagdzeitschrift machte sich U. Wotschikowsky als Wildbiologe selbständig. Praktische Erfahrung mit und vielseitiges Wissen über so unterschiedliche Wildtiere wie Reh- und Rotwild, Gamswild, große Beutegreifer wie Wolf, Luchs und Bär formten ihn zu einem international anerkannten Experten, der seine Fachkompetenz gerne weitergab. Selbstkritisch und durchaus kritisch gegenüber Gegnern aus Verbands-Jägerschaft, Verwaltung und Politik vertrat Wotschikowsky seine Meinung in Wort und Schrift. Besonders seine Wolf-site www.woelfeindeutschland.de war eine Fundgrube sauber recherchierter Fakten und Kommentare zu Wolf, Luchs und Bär. Bisweilen durchaus scharfe, manchmal bissige Kritik zeichneten seine Beiträge aus. Im Gegensatz zu seinen Kontrahenten verzichtete er selbstverständlich auf billige Polemik oder gar Pöbeleien.
Für Ulrich W. waren Wildtiere Lebewesen, Lebewesen, zu deren Erhalt der Mensch unbedingt verpflichtet sei. Dies gelte auch für den Wolf, der wie kein anderer Beutegreifer polarisierend wirkt, gegensätzlich beurteilt wird: Einerseits wird er als blutrünstiger Räuber verdammt, andererseits zum harmlosen Schmusetier verkitscht. Ulrich Wotschikowsky unterstrich immer die Ambivalenz des Wolfes, der als wildlebender Carnivore dem Menschen ausweiche, als intelligenter Beutegreifer aber schnell lerne, dass unzureichend geschützte Weidetiere leichte Beute seien. Sehr fundiert kritisierte Wotschikowsky die Unfähigkeit und Unwilligkeit von Politikern und Behörden, wirksame und praktikable Managementpläne für den Wolf auszuarbeiten und zu etablieren. Denn der Schutz der Weidetierhalter vor durch Wölfe verursachte Schäden war Wotschikowsky ein ernsthaftes Anliegen. Für ihn war selbstverständlich, dass derartige Managementpläne umgesetzt werden mussten, bevor überhaupt Schäden durch Wolfsrisse eintreten konnten. Die ungenauen, teils dummen Kriterien, die einen Wolf zum Schadwolf deklarierten, mussten harte Kritik des erfahrenen Wildbiologen und Wolfskenners provozieren.
Der juristische Unterschied zwischen ernst und erheblich war selbst einem wortgewaltigen Schreiber wie U. W. unverständlich; siehe dazu www.woelfeindeutschland.de vom 30. Juni 2019.
Ulrich Wotschikowsky hat Großes geleistet als Wildbiologe und als mutiger Aufklärer. Sein Tod hinterlässt eine schmerzhafte Leere.
Reinhard, Volker und Kollegen
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