Das Unglück der Silvesternacht im Zoo Krefeld verbreitete sich schnell in den Medien und sozialen Netzwerken. Die starken Emotionen sind verständlich, denn Tiere starben in dem Feuer! Ob Tier oder Mensch, man möchte sich nicht vorstellen wie qualvoll ein solcher Tod ist! Selbst wenn man die Tiere nicht persönlich kannte, ist man stark betroffen von diesem Schicksal. Der Zoo Krefeld bedankt sich auf seiner Homepage für die überwältigende Welle an Mitgefühl und Hilfsangeboten. Leider sind die Reaktionen auf solch ein Unglück nicht immer so positiv. Die Tierrechtsorganisation PETA nimmt es zum Anlass sich gegen Zoos und in diesem Fall insbesondere gegen die Menschenaffenhaltung in Zoos zu stellen. Als Mitarbeiterin eines anderen Zoos kenne ich die Vorwürfe von PETA. Mit Petitionen und Demonstrationen versuchen sie gegen Zootierhaltungen in Zoos vorzugehen und „ein Verbot der Gefangenschaftshaltung von Tieren“ zu erwirken. Auf der Homepage von PETA heißt es außerdem: „Die Tierrechtsorganisation […] setzt sich für ein Nachzucht- und Importverbot exotischer Tiere in Gefangenschaft ein. Für PETA steht als weitere unumstößliche Forderung fest: “Dem Krefelder Zoo ist ein Nachstellungsverbot aufzuerlegen, es darf dort keine weitere neue Affenhaltung geben.“ Zoos stehen aber für den Artenschutz! Tierarten werden in Zoos gehalten und gezüchtet, um sie zu schützen. In der Zooschule vermittle ich Wissen über Tiere, um deren Art zu schützen, denn: „Man liebt nur, was man kennt und man schützt nur, was man liebt.“ (Zitat von Konrad Lorenz). Als Zooschullehrerin führe ich auch gerne Gespräche mit Zookritikern. Ich sage ihnen: Nur dank der Kritik haben sich die Haltungsbedingungen in Zoos in den letzten Jahrzehnten verbessert! Aber: Zoos abzuschaffen, ist der falsche Weg! Dafür sind sie zu wichtig! Das ist aber ein anderes Thema, denn in meinem Beitrag geht es um die Reaktion auf den Brand im Zoo Krefeld.
Ich halte PETA nicht für schlecht. Sie klären die Öffentlichkeit über diverse Zustände in Bezug auf Tierschutz auf, die ich ebenfalls verurteile, aber die Anschuldigungen von PETA gegenüber dem Zoo Krefeld ärgern mich sehr! Denn PETA schreibt außerdem: „In ihrer Gefangenschaft hatten sie keine Chance, den Flammen zu entkommen. Den Affen stand nur ein Innenbunker zur Verfügung, kein Außengehege. Die Tierrechtsorganisation PETA prüft nun den Sachverhalt und eine damit zusammenhängende Strafanzeige gegen die Verantwortlichen. Seit Jahrzehnten fordert PETA die Abschaffung derartiger Zoogefängnisse.“. Nur ein Satz zur Außenanlage: Tierarten, die in diesem Affenhaus lebten, können nachts bei Temperaturen um den Gefrierpunkt nicht draußen gelassen werden. Die größte Außenanlage hätte somit nicht geholfen! Und völlig ungeachtet dessen: Jeder nimmt seine Tiere in der Silvesternacht rein, ob zuhause oder in Zoos. Der Lärm ist für Tiere noch viel schlimmer als für uns Menschen. Dagegen sollte PETA vorgehen, denn in der Silvesternacht werden Millionen Tiere gequält. Stattdessen wird ein Unglück in einem Zoo ausgenutzt!
Solch ein Feuer sollte vielmehr als Anlass genommen werden, darüber zu informieren, dass genau solch ein schrecklicher Tod tagtäglich auf die Tiere unserer Welt wartet. Fürsprecher von PETA äußersten sich nach dem Brand in Krefeld unter anderem mit Kommentaren, wie: „… Zoos sollten geschlossen und alle Tiere freigelassen werden…“. Ich frage mich, wie kann man so weltfremd sein? Wo sollen die Tiere denn hin? In das ursprüngliche Verbreitungsgebiet? Dort wartet keine schöne Zukunft auf sie! Ich könnte es auch anders formulieren: Dort wartet zurzeit nur der Tod, durch Waffen, Lebensraumzerstörung oder Waldbrände! Nehmen wir nur ein Beispiel: Brandrodungen für Palmöl! In dem Affenhaus waren unter anderem Orang-Utans untergebracht. Betrachten wir den natürlichen Lebensraum auf Borneo und Sumatra genauer: Die Wälder werden systematisch abgebrannt, um Platz für Plantagen zu schaffen und die Tiere, die dort leben, sterben. Jedes zweite Produkt in unseren Supermärkten enthält Palmöl. Schauen wir also lieber erst einmal auf unser eigenes (Konsum-) Verhalten, bevor wir mit den Fingern auf andere zeigen!
Julia/Zooschulpädagogin
Hintergrundbild Pixabay
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Wolfgang Scherzinger (Freitag, 03 Januar 2020 10:03)
Ja, die Attacke gegen den Zoo ist wirklich zu billig!
Die Unbelehrbarkeit der Menschen, die trotz "global change", Luftverschmutzung, Mega-Lärm und Lichtverschmutzung in den Städten, Mio € verpulvern, um irgendwelchen Urinstinkten freien Lauf zu lassen... da müsste die Kritik ansetzen!
"Friday for future" - und dann gegen jede Vernunft agieren. Da ist ein adäquates Problembewusstsein noch nicht angekommen....
W.